Herkunft und Zucht
Die Abessinier gehört zu den ältesten Katzenrassen der Welt. Vor allem in historischen Aufzeichnungen und Darstellungen der altägyptischen Geschichte stößt man oft auf diese Katze, denn zusammen mit der Ägyptischen Mau wurde sie dort regelrecht verehrt. Obwohl der Name darauf hindeutet, stammt die Abessinierkatze nicht aus Abessinien, sondern hat ihre Wurzeln höchstwahrscheinlich in Südostasien. Die Rasse wurde 1872 erstmals in Großbritannien registriert und verbreitete sich von dort aus schnell bis in die USA. Die erste deutsche Abessinierin wurde 1934 in Dresden geboren. Mittlerweile ist diese Katzenrasse weltweit anerkannt und hat viele Liebhaber. Die Hauptzuchtgebiete liegen in den USA, Europa, Kanada, Japan und Australien.
Pro Wurf werden ein bis vier Kätzchen geboren, allerdings sind zwei Kitten pro Wurf am häufigsten. Deshalb ist die Zucht mit Abessinierkatzen auch verhältnismäßig schwierig. Züchter von anderen beliebten Katzenrassen wie etwa Bengal- oder Siamkatzen haben mit vier bis sechs Kätzchen pro Wurf mehr Nachkommen für die weitere Zucht. Aus diesem Grund sind Abessinierkatzen auch nicht so weit verbreitet wie andere Rassen.
Abessinier dürfen ausschließlich miteinander gekreuzt werden. Es ist nicht zugelassen, fremde Katzenrassen mit den Abessiniern zu verpaaren. Lediglich in der Zucht der Somalikatzen ist es erlaubt, eine Abessinierkatze als Kreuzungspartner zu verwenden. Bei den so entstehenden Katzen handelt es sich um die sogenannten „Abessinier-Variant“. Sie verfügen über ein rezessives Gen für Langhaarigkeit.
Aussehen
Abessinierkatzen sind wunderschöne Tiere, die durch folgende Merkmale charakterisiert sind:
- Größe: mittelgroß
- Gewicht:
- Katze: 3 bis 3,5 Kilogramm
- Katzer: 4 bis 5 Kilogramm
- Fell: Kurzhaar
- Fellfarben: wildfarben, sorrel, blau, beige-fawn, alle Fellfarben auch mit Silber
- Farbe der Augen: gelb, grün oder bernsteinfarben
Besonders wildfarbene Abessinier sind bei Liebhabern gefragt. Ein kennzeichnendes Rassemerkmal der Abessinier ist das „Ticking“: So bezeichnet man die zwei- oder dreifarbige Bänderung jedes einzelnen Haares. Es sorgt dafür, dass das Fell der Abessinier dem Fell eines Wildkaninchens ähnelt. Dieser Effekt, der durch das Ticking entsteht, wird auch Agouti-Effekt genannt.
Laut Rassestandard handelt es sich bei den Abessiniern um Katzen von mittlerer Körpergröße und Körperlänge. Der Körperbau ist muskulös, fest und doch geschmeidig. Die Beine sind lang, elegant und müssen in einer guten Proportion zum Rest des Körpers stehen. Die Katzen dieser Rasse besitzen kleine, ovale Pfoten mit einem einfarbigen Fußballen.
Typisch ist auch der keilförmige Kopf, der einem gleichseitigen Dreieck entspricht und anmutige, weiche Konturen aufweist. Die Augen einer Abessinierkatze sind mandelförmig und groß. Auch die Ohren sind im Vergleich zum Rest des Kopfes eher groß und besitzen einen breiten Ansatz. Abessinier haben eine mittellange Nase, die im Profil in einer leichten Kurve verläuft. Die Katzen verfügen über einen langen Schwanz und ein kurzes Haarkleid. Letzteres ist fein, kurz und geschlossen, wodurch sich eine ebenmäßig melierte Fellzeichnung ergibt.
Charakter
Die Abessinierkatze ist sehr gesellig. Sie braucht viel Aufmerksamkeit von ihren Besitzern, weshalb regelmäßige Spieleinheiten auf dem Programm stehen sollten. In Single-Haushalten fühlt sich die Abessinierkatze daher oft weniger wohl als in einer großen Familie, wo immer jemand da ist, um sich mit dem Tier zu beschäftigen. Schenkt man dem Tier zu wenig Beachtung, so vereinsamt sie und kann sogar Depressionen bekommen. Das äußert sich in unerwünschtem Verhalten wie Kratzen an den Möbeln oder allgemeiner Zerstörungswut. Dank ihres sanften Wesens eignet sich diese Rasse auch gut für Haushalte mit kleineren Kindern.
Artgenossen gegenüber ist die Abessinier ebenfalls sehr freundlich. Deshalb bietet sie sich ideal als Zweitkatze an. Sogar mit Hunden verstehen sich die meisten Abessinier hervorragend. Katzen dieser Rasse sind neugierig und intelligent. Sie erkunden die ganze Wohnung und folgen ihrem Besitzer auf Schritt und Tritt. Intelligenzspielzeuge helfen dabei, die Rassekatze geistig auszulasten. Die unkomplizierten Abessinierkatzen können gut mit Stress umgehen, weshalb Tierarztbesuche oft problemlos ablaufen. Rassetypisch ist auch der starke Bewegungsdrang der Katze. Sie liebt es, zu toben und zu raufen, weshalb sie ausreichend Platz benötigt.
Abessinierkatzen haben einen ausgesprochen starken Willen und wissen, wie sie ihn mit viel Charme durchsetzen können. Sobald die Katze mit großen Augen zu ihrem Besitzer aufblickt, kann dieser ihr in der Regel keinen Wunsch mehr abschlagen. Abessinier springen und laufen nicht nur gerne, sondern lieben es auch zu klettern. Dementsprechend sollten ihr Kratzbäume und andere Klettermöglichkeiten angeboten werden.
Haltung und Pflege
Die Fellpflege ist bei der Abessinier als Kurzhaarkatze unproblematisch. Das kurze Fell hat nur wenig Unterwolle, sodass es ausreicht, es regelmäßig mit einer Gummibürste zu kämmen, um die abgestorbenen Haare zu entfernen. Auf diese Weise lassen sich Fellballen im Magen vermeiden.
Abessinier können sowohl als Wohnungs- als auch als Freigängerkatzen gehalten werden. Wohnungskatzen benötigen jedoch ausreichend Kletter- und Spielmöglichkeiten, damit sie sich nicht langweilen. Die Wohnung muss ausreichend groß sein, sodass das Tier immer etwas zu erkunden hat. Zudem ist ein Artgenosse in reiner Wohnungshaltung ein Muss, damit die Katze sich gut beschäftigen kann, wenn ihr Besitzer bei der Arbeit oder unterwegs ist.
Wer der Katze Freigang ermöglichen möchte, kann entweder einen gesicherten Balkon oder ein Freigehege im Garten zur Verfügung stellen. Auch ungesicherter Freilauf ist in ruhigen Wohngegenden möglich. Allerdings muss die Katze gerade in der kalten Jahreszeit immer Zugang zu einem warmen Plätzchen haben, da ihr Haarkleid nicht so dicht wird, wie das bei anderen Katzen der Fall ist.
Die Fütterung sollte katzentypisch mit einem hochwertigen Nassfutter erfolgen. Der Halter sollte beim Kauf auf einen hohen Fleischanteil achten. Im Idealfall ist das Futter zucker- und getreidefrei und enthält nur wenig pflanzliche Inhaltsstoffe. Zusätzlich kann die Abessinierkatze auch rohes Fleisch erhalten oder auch komplett auf BARF (biologisch artgerechtes Rohfutter) umgestellt werden, sofern der Halter über die dafür entsprechenden Kenntnisse verfügt. Trockenfutter sollte – wenn überhaupt – nur als Leckerli verfüttert werden, da es den Nieren schaden und Übergewicht begünstigen kann.
Gesundheit
Grundsätzlich ist die Abessinierkatze bei artgerechter Haltung und der richtigen Fütterung sehr stressresistent und hat daher ein robustes Immunsystem. Deshalb bleibt sie oft bis ins hohe Alter fit und gesund. Allerdings gibt es ein paar rassetypische Krankheiten, die bei Abessiniern hin und wieder auftreten können:
- Retina-Atrophie: Rezessiv vererbte Degeneration der Stäbchen-Zapfen
- Pyruvatkinasemangel: Erbkrankheit, welche Blutarmut auslösen kann
- Patellaluxation: Erkrankung der Kniegelenke
- Renale Amyloidose: Krankheit, die dazu führt, dass sich unlösliche Protein-Fibrillen intrazellulär und extrazellulär ablagern
Die Wahrscheinlichkeit für derartige Erbkrankheiten ist geringer, wenn die Katze aus einer seriösen und eingetragenen Zucht stammt. Von Abessiniern von selbsternannten Züchtern, die keine Vereinszugehörigkeit und keinen Stammbaum vorweisen können, sollten Interessenten daher unbedingt die Finger lassen. Darüber hinaus kann auch die Abessinierkatze natürlich an typischen Katzenkrankheiten wie Katzenseuche oder Leukose erkranken, weshalb entsprechende Impfungen sinnvoll sind. Die Lebenserwartung einer Abessinierkatze liegt im Durschnitt bei circa 15 Jahren.
Zusammenfassung
Die Abessinierkatze ist perfekt für Familien mit Kindern, die sich viel mit ihr beschäftigen können, denn sie hat ein freundliches und anhängliches Wesen. Sie versteht sich gut mit Artgenossen, tobt, rauft und klettert gerne, weshalb sie nicht allein gehalten werden sollte und entsprechende Spiel- und Klettermöglichkeiten benötigt. Beliebt ist die Abessinierkatze insbesondere aufgrund ihrer einzigartigen Fellzeichnung, die sie dem „Ticking“ zu verdanken hat, aber auch wegen ihres neugierigen und aufgeschlossenen Charakters.
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