Bei guter Pflege können Katzen gut zwanzig Jahre alt werden. Doch wenn die Anzeichen von Altersschwäche deutlich werden, stehen die Besitzer vor der quälenden Frage: Wie groß ist das Leid und macht es nicht Sinn, meinen Liebling von seinen Qualen durch Einschläfern zu erlösen?
Euthanasie –ja oder nein? Eine Frage ohne Patentantwort
Auf die Frage, ob bzw. wann die Katze eingeschläfert werden soll, gibt es keine Patentantwort. Jeder Fall ist individuell zu bewerten. Umso wichtiger ist es aber sich frühzeitig mit dem Ableben des geliebten Stubentigers auseinanderzusetzen. Genau wie die Geburt gehört auch der Tod zum Leben dazu. Selbst wenn der Verlust der eigenen Katze einen schweren Schlag bedeutet, ist es doch der natürliche Lauf der Dinge. Doch nicht immer ist es sinnvoll, für die Katze den natürlichen Tod zu wählen. Folgen eines Unfalls oder das Leiden im Zuge einer Krankheit können für den geliebten Vierbeiner zur Qual werden. Dann kommt häufig die Frage der Euthanasie auf.
Der Begriff „Euthanasie“ leitet sich aus dem Griechischen von „eu“ für „gut“, „schön“ und „leicht“ und „thanatos“ für „Tod“ ab.
Auf die Frage, ob der „leichte Tod“ die richtige Entscheidung wäre, lässt sich jedoch selten eine einfache Antwort finden. Schließlich ist die Bindung zur eigenen Katze über Jahre gewachsen und dementsprechend stark. Die Beziehung ist geprägt von Beschützerinstinkt und Verantwortungsgefühl, die zum Teil im Gegensatz zu Verstand und Rationalität stehen, wenn die Lage aussichtslos scheint und eine Chance auf Heilung ausgeschlossen ist. Widersprüchliche Fragen kreisen durch den Kopf des Besitzers und wollen beantwortet werden.
- Wie kann ich mir anmaßen über Leben und Tod zu entscheiden?
- Ab wann ist das Katzenleben noch lebenswert?
- Will das Tier gehen oder projiziere ich meine eigenen Gefühle auf das Tier, weil ich das Leid selbst nicht ertragen kann?
Vorsorge und Planung
Nicht immer besteht die Möglichkeit eines entspannten Abschieds von der Katze. Doch vor allem bei älteren oder chronisch kranken Katzen ist der Tod ein Prozess, der gestaltet werden kann. Wenn sich die typischen Anzeichen von Altersschwäche bzw. Folgen der Krankheit deutlich bemerkbar machen, rückt der Tod in absehbare Nähe. So traurig das ist, sollte sich der Katzenbesitzer in dieser Zeit nicht nur von Trauer und Verlustangst leiten lassen. Stattdessen ist es wichtig vor allem die letzten Tage mit dem Tier zu genießen. Planen Sie genug Zeit zum Kuscheln und Verwöhnen ein.
Vielleicht möchten Sie die Gelegenheit nutzen, um noch einmal Fotos oder Videoaufnahmen von Ihrem Liebling zu machen. Selbst wenn diese Aufnahmen im letzten Lebensabschnitt der Katze nicht nur positiv sind, können sie in der Phase der Trauer nach dem Tod helfen den Verlust zu verarbeiten. Schließlich ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass die Katze ihre letzte verbliebene Zeit auf Erden so ruhig und entspannt wie möglich in einer liebevollen Umgebung verbracht hat. Um vom Tod der alternden oder kranken Katze nicht überrascht zu werden, sollten Sie außerdem rechtzeitig mit Ihrem Tierarzt absprechen, wie das Ableben gestaltet werden soll und ob bzw. wann durch den Tierarzt in den Sterbeprozess eingegriffen werden soll.
Schwierige Entscheidung: Einschlafen oder einschläfern lassen?
Es ist nicht immer nötig, dass der Tierarzt beim Sterben eingreifen muss. Manchen Katzen ist ein natürlicher Tod ohne Komplikationen vergönnt und sie müssen nicht eingeschläfert werden. Sorgen Sie für eine ruhige und warme Umgebung. Die Katze braucht ihren Freiraum. Häufig verabschieden sich Katzen von ihren Haltern, kommen noch einmal, um sich dann an ein ungestörtes Plätzchen zurückzuziehen. Der natürlich Tod der Katze kann von verschiedenen körperlichen Reaktionen begleitet werden. Bereiten Sie sich innerlich darauf vor, dass Zuckungen oder ein letztes Aufseufzen den Tod des Tiers begleiten können. Daneben kann es zu Kot- oder Urinabgang kommen.
Hat die Katze in ihrer letzten Lebensphase jedoch starke Schmerzen oder unüberwindbare Einschränkungen aufgrund von Alter oder einer unheilbaren Krankheit, sollte das Thema Euthanasie angesprochen werden. Ob die Katze tatsächlich eingeschläfert werden sollte, ist eine individuelle Entscheidung, die vom Katzenbesitzer getroffen wird. Ob der Zeitpunkt zum Gehen gekommen ist, kann nur jemand treffen, der die Katze gut kennt. Schließlich müssen Sie das Verhalten der Katze deuten können. Manche Katzen können mit Einschränkungen gut umgehen, während andere schnell die Lust am Leben verlieren. Sie hören dann auf sich zu putzen und zu essen und wirken anteilnahmslos. Wenn die Frage nach dem Einschläfern aufkommt, sollten Sie sich ausschließlich an dem Wohlergehen des Tieres orientieren. Oft ist der Pflegeaufwand einer alten oder kranken Katze groß.
Die Krankheit oder das Alter können dann zur Belastung nicht nur für die Katze, sondern auch für den Halter werden, was dazu führt, dass das Thema Einschläfern zu schnell auf den Tisch kommt, obwohl die Katze noch ungebrochenen Lebensmut zeigt. Umgekehrt kann das Leid des Tieres durch den Halter, der seine Katze nur ungern gehen lassen will, hinausgezögert und womöglich unnötig verlängert werden. Es ist genau abzuwägen, ob die Katze noch Lebenswillen zeigt oder nicht. Manchmal macht es durchaus Sinn, auch bei einer unheilbaren Krankheit, der Katze durch Pflege weitere gute Tage oder Wochen zu geben, manchmal ist das Einschläfern die bessere Lösung.
Ein schwerer letzter Gang zum Tierarzt
Wenn das Einschläfern der geliebten Katze unumgänglich wird, fallen viele Katzenhalter in einen Zustand der schockartigen Starre. Schuldgefühle und Fragen nach der Berechtigung tauchen auf: Darf ich überhaupt über Leben und Tod der Katze entscheiden? Ist es wirklich der richtige Zeitpunkt? Ängste und Zweifel begleiten in dieser Phase jeden Katzenbesitzer. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Tod der Katze aufgrund einer chronischen Krankheit langfristig geplant werden konnte oder nicht – der Verlust des geliebten Haustieres kommt immer als Schock und wird stets ein trauriges Erlebnis sein. Während manche Katzenhalter sich darüber trösten können, dass die Euthanasie ein letzter Beweis der Liebe ist, indem das Tier von seinen Qualen erlöst wurde, können andere den Gedanken des Verlusts einfach nicht verkraften. Wer angesichts des bevorstehenden Verlusts sehr ausgelöst ist, sollte überlegen, ob er es sich zumuten will, dem Sterben beizuwohnen.
Manchmal ist es auch für die Katze besser, wenn ein mit der Katze bekannter Freund das Tier auf seinem letzten Weg begleitet, damit es ruhig einschlafen kann. Der Katzenbesitzer kann den Abschied zuhause gestalten und hat auch danach noch einmal Gelegenheit sich von seinem Haustier zu verabschieden. Der Euthanasie selbst fernzubleiben ist kein Anzeichen mangelnder Liebe, sondern ist lediglich die Konsequenz aufgrund anderer nervlicher Verfassung. Der Entschluss ist vor allem dann im Sinne des Tieres, wenn ein aufgelöster bis hysterischer Katzenhalter das Tier vom Einschlafen abhalten würde und den letzten Gang zum Tierarzt dadurch zu einem sehr stressigen Erlebnis werden lässt. Muten Sie sich daher nicht mehr zu, als Sie ertragen können.
Ablauf des Einschläferns
Achten Sie darauf, der Katze das Ableben so angenehm wie möglich zu gestalten. Neben gewohnten Gerüchen, etwa durch die Lieblingskuscheldecke, ist es wichtig Ruhe zu bewahren, so schwer dies auch fällt. Die Katze wird selbst kleinste Regungen des Halters spüren. Wenn dieser aufgelöst ist und nicht aufhören will zu weinen, wird dies auch die Katze nervös machen. Ist der Halter hektisch, laut oder gar hysterisch kann dies die Katze vom Einschlafen abhalten. Gegebenenfalls ist eine Nachdosierung des Narkosemittels notwendig, was für die Katze zusätzlichen Stress bedeutet. Grundsätzlich sollte für das Einschläfern ein ruhiger Zeitpunkt gewählt werden.
Nach Absprache führen einige Tierärzte die Euthanasie auch in der gewohnten heimischen Umgebung durch. Wenn dies nicht möglich ist, sollten sie einen Termin am Ende der Öffnungszeiten wählen, um genügend Zeit und Privatsphäre für den Abschied zu haben.
Tierarzt
Der Tierarzt wird zunächst die Vitalfunktionen prüfen und das Gewicht feststellen, um die Präparate in geeigneter Dosis vorzubereiten. Meist werden zwei Spritzen verwendet, um das Tier einzuschläfern. Gängig sind Narkotika (Narkosemittel) und Schlafmittel (Barbiturate) in Kombination miteinander. In der Regel wird die Katze mit einem Beruhigungsmittel entspannt und dann in Narkose versetzt. Über einen Venenzugang wird dann das Barbiturat verabreicht. Bei sehr kranken Tieren, die stark dehydriert sind, kann manchmal kein Venenzugang gelegt werden. Dann muss das Schlafmittel direkt in Herz, Lunge oder Bauchhöhle gespritzt werden, jedoch erst nach erfolgreich wirksamer Narkose. Mitunter kann es auch beim Einschläfern zu letzten körperlichen Reaktionen wie Muskelzittern, einem letzten tiefen Atemzug oder auch Kot- bzw. Urinabgang kommen. Seien Sie sich dessen bewusst und bereiten Sie sich darauf innerlich vor.
Im Internet kursieren zum Teil Horrorgeschichten zur Euthanasie. Der Grund ist das Präparat T61, das zu Lähmungen führt. Wird es bei Bewusstsein verabreicht, kommt es schließlich zu einem qualvollen Tod durch Ersticken. Aufgrund der Muskellähmung kann das Tier jedoch seiner Panik keinen Ausdruck verleihen. Seit 2010 ist in Deutschland die alleinige Anwendung des Präparats untersagt. Achten Sie darauf, dass Ihr Tier stets betäubt wird, bevor es eingeschläfert wird. Sie können durchaus vom Tierarzt verlangen, dass jeder Schritt genau erklärt wird. Außerdem können Sie verlangen, dass die Namen der verwendeten Medikamente genannt werden.
Das in Verruf geratene Euthanasie-Mittel T61 (Embutramid) darf nur in Kombination mit anderen Narkosemitteln verwendet werden, um den qualvollen Tod durch Ersticken zu verhindern.
Nach dem Einschläfern
In den meisten Fällen wollen die Katzenbesitzer ihr Haustier nach dem Einschläfern nicht beim Tierarzt lassen, sondern eine würdevolle Bestattung vorbereiten. Sie haben dabei die Wahl zwischen der Einäscherung durch Tierkrematorien und der Beisetzung im Sarg im Tierfriedhof. Wer sich für die Einäscherung entscheidet, kann das Haustier einzeln oder mit anderen Tieren zusammen einäschern lassen. Die Asche kann anschließend in einer Urne mitgenommen oder im Krematoriumsgarten verstreut werden. Darüber hinaus ist es unter Einhaltung bestimmter Regelungen möglich die Katze im eigenen Garten zu beerdigen. Voraussetzung ist, dass die Katze an keiner meldepflichtigen Krankheit verstorben ist und mindestens 50 Zentimeter tief in die Erde in einer verrottbaren Hülle eingebracht wird. Das Grab darf nicht in Wasserschutzgebieten liegen und muss mindestens zwei Meter entfernt von Wegen oder öffentlichen Plätzen liegen. Eine Genehmigung durch die zuständige Behörde ist einzuholen.
Nehmen Sie sich so viel Zeit zum Trauern wie Sie benötigen. Entfernen Sie Näpfe und andere Besitztümer Ihrer Katze erst nach und nach, wenn Sie es verkraften können. Vielleicht möchten Sie in der ersten Zeit auch niemanden sehen oder treffen – auch das ist in Ordnung und verständlich. Wenn noch weitere Katzen im Haushalt leben, widmen Sie sich diesen mit besonderer Aufmerksamkeit, denn auch sie werden trauern. Durch lautes Miauen, Appetitlosigkeit oder anderem auffälligen Verhalten verleihen die Partnerkatzen ihrer Trauer Ausdruck. Lassen Sie die Partnerkatzen vor allem in der Zeit nach dem Tod der Katze nicht länger allein. Wenn Sie bereit sind, Ihr Herz für eine neue Katze zu öffnen, kann neue Katzengesellschaft einziehen. Ihre geliebte Katze wird die neue Katze aber nicht ersetzen können und soll sie auch nicht.
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Ich stehe gerade vor dieser sehr schweren Entscheidung,kann gar nicht klar denken und bin nur am weinen.
Hallo Renate,
mir oder uns geht es genauso. Waren in den letzten 2 Monaten bei 2 Tierärzten in unserer Umgebung und keiner konnte wirklich was feststellen. Alle wollen oder wollten nur ihre Reibach machen.
Haben gemerkt das es immer schlechter ging und dem letzten Tierarzt auch gesagt das was mit der Pfote nicht in Ordnung ist. Uns wurde nur Schmerzmittel verabreicht für unsere Katze.
Und es wurde weiter schlechter und schlechter.
In einer anderen Gemeinde bei uns ist eine Tierklinik und die haben wir dann auch aufgesucht und dort wurde dann auch die eigentliche Diagnose festgestellt. Mehrer Tumore im ganzen Körper verteilt. Das hatte uns erst mal geschockt. Und dort wurde uns dann auch angeraten, da ja eigentlich das Schmerzmittel nicht länger als 3 Wochen zu verabreichen wäre, da es ja auch andere Schäden verursachen könnte und kann, wurde uns gesagt, dass in den Zustand der Katze eh nicht mehr zu helfen wäre.
Wir sollen ihr es noch so schön wie möglich machen und wenn weitere Anzeichen kommen würden zu unserem Tierarzt gehen und sie Erlösen.
Und genau das werden wir jetzt am Montag machen lassen, da in den Pfoten Tumore sind und sie wackelt wirklich nur noch von A nach B. Sie frisst und geht auch noch ihr Geschäft verrichten, nur es ist mittlerweile kein schöner Anblick mehr.
Mir geht es zwar nicht gut dabei, aber wenn man sich in die Lage der Katze versetzt, denke ich das wir das richtige machen und sie gehen lassen sollen, wenn auch mit der Hilfe des Tierarztes.
Hallo Franz und Renate,
ich kann derzeit ganz mitfühlen, da ich in der gleichen Situation mit meiner 15 Jahre alten Katze bin. Sehr lange habe ich den Tierarzt auf alle Symptome hingewiesen und so wie es aussieht wurde sie nicht korrekt behandelt bzw. die Diagnose eine andere ist, gestern habe ich eine Zweitmeinung von einem anderen TA eingeholt. Nun weiß ich, dass sie schwer krank ist, und das ich eine Entscheidung treffen muß. Seltsamerweise hat sie einen Tag nach der Diagnose das Fressen eingestellt, sie möchte aber sie kann nicht, sie möchte trinken aber es geht nicht….sie läuft agil durch die Gegend, was alles nur noch schwerer macht. Jetzt muss ich entscheiden…aber die Entscheidung muß immer für das Tier getroffen werden. Mir bleibt nur eines, ihr die letzte Zeit und wenn es nur Stunden sind so angenehm und schön wie möglich zu machen. Sie zu erlösen ist die Pflicht. Ich werde immer daran zweifeln, das richtige gemacht zu haben, aber ich darf sie nicht leiden lassen, das ist das letzte „Geschenk“ was ich ihr geben kann.
Mein vorletzte Katzer hatte Krebs. Es fing an, in dem sich unter der Haut lauter Beulen bildeten. Dann müssten einige Zähne gezogen werden. Zum Schluss war der Krebs in der Lunge. Der Tierarzt hat uns gut beraten und begleitet. Erst als es wirklich nicht mehr ging hat er meinen Kater eingeschläfert. Er hat dafür gesorgt, das ich in Ruhe Abschied nehmen konnte. Das Einschläfern ist eine Lösung um ein schwer krankes Tier nicht unnötig leiden zu lassen.
Gut zu wissen, dass vor dem Einschläfern der Katze ihr Gewicht festzustellen ist. Mein Onkel beschäftigt sich als Tierarzt seit fast 20 Jahren. Er sagt, dass das Einschläfern von Tieren zum Alltag eines Tierarztes gehört. Seine Kunden waren mit ihm oft so zufrieden gewesen, dass sie ihn zur Beerdigung des Tieres eingeladen haben.
Interessanter Artikel zum Thema Katze einschläfern lassen. Es stimmt, dass man, wenn man bemerkt, dass die Euthanasie kurz bevorsteht, noch die Zeit mit der Katze genießen und ihr schöne letzte Tage ermöglichen sollte. Ich denke, dabei kann eine enge Absprache mit dem Tierarzt wirklich helfen.